Saturday, January 05, 2008

die letzten Tage in Guatemala


San Marcos, 2.Januar 2008

Den letzten Tag des Jahres habe ich vor allem mit Putzen, aufräumen und Ein- und Auspacken verbracht: zuerst bin ich mit Sack und Pack aus meiner luxuriösen Bleibe bei Jane ausgezogen, wo ich dann für Lady Jane’s Einzug alles Hundehaarfrei und auf Hochglanz brachte. Dann ging es ab zu Dauno’s Bruchbude mit Wellblechdach, ein ‚Downgrade’, wie man ihn sich kaum vorstellen kann. Nachdem ich meine 7 Sachen dort auf einer Plastikplane auf dem Boden ausgebreitet hatte, machte ich mich an die Reinigung der Herdplatten und des Kühlschranks. Ohne dies, hätte ich nur ungern in der ‚Küche’ mit Lebensmitteln hantiert.
Mitternachts gingen wir zur Neujahrszeremonie im pyramidenförmigen „Tempel“ des Meditationszentrums. Mit einem langem OOOMMMMMM schickten wir uns ins nächste Jahr. Den ersten Tag des Jahres widmeten wir der Herrichtung unserer Schlafnische. Nachts stürmte es so brutal, dass wir kaum schlafen konnten, und Angst haben mussten, dass uns das Dach um die Ohren fliegen würde. Das neue Jahr braust uns tobend entgegen. Der Wind zum Jahreswechsel bringt frische Luft, Neues und Veränderungen mit sich, genau das, was wir sowieso für 2008 zu erwarten haben: Nur noch ein bis zwei Wochen und unser Abschied von Guatemala wird Realität. Noch steht uns einiges an Organisatorischem bevor, aber ich hoffe, dass sowohl Dauno’s Umzug und die Verschiffung seiner Sachen, als auch unser Flug nach Santiago de Chile mit Sack und Pack inklusive Hund problemlos verlaufen wird. So ganz stressfrei und mühelos wird es aber bestimmt nicht und ich werde 3 Kreuze machen, wenn wir endlich in die Luft abheben und unserem nächsten großen, geheimnisvollen und viel versprechenden Kapitel entgegenfliegen: Chile.


San Marcos, 4.Januar 2008

Heute war ein besonderer Tag: Noch nie zuvor war meine Yogastunde so gut besucht. Mehr als die heutigen 15 Teilnehmer hätten aber auch wirklich nicht in der Palappa Platz gefunden. Direkt im Anschluss ging es dann los mit der „mayan ceremony“ auf dem heiligen Hügel, von dem man den ganzen See aus überblicken kann. Anlässlich Louisas „Mayan birthday“ – 11 kech (= das Reh) und ich bin zufälligerweise ganz nah dran: 12 kech (auch Reh) – veranstaltete Tata Pedro und weitere Schamanen aus den benachbarten Dörfern ein Feuerritual. Als ich auf der Hügelspitze ankam, hatte sich bereits eine recht bunte „Rainbow Crowd“ versammelt. Mütter mit zottelligen Kindern auf dem Arm, Schamanen mit roten Gürteln und dicken Zigarren im Mund, trommelnde „die hard hipies“, alt und jung, barfuss und langhaarig oder gestylt mit cooler Sonnenbrille, alles schien vertreten. Tata Pedros Ansprache war rührend und für die Rainbowsongs wurden sogar Gitarre und Querflöte gezückt. Alle waren gut drauf und freuten sich. Die Sonne war allerdings unerträglich heiß. Als die Zeremonie zu ende war, musste ich sofort das weite suchen, um nicht mit einem Sonnenstich zu enden.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit überraschte uns dann die Elektrizität mit seiner Rückkehr. 3 lange Tage warteten wir sehnlich auf diesen Moment. Der starke Wind hatte ja gestern bereits wieder langsam aufgehört, aber es dauerte offensichtlich länger, die Schäden, die der Sturm angerichtet hatte, wieder zu beheben. Man hörte Freudenschreie durch das ganze Dorf hallen, wie bei einer Fußball WM. Endlich kann ich wieder mein Telefon aufladen, den Kühlschrank benutzen und eine Lampe statt Kerze als Lichtquelle benutzen!

Als wir später mit Luna am See spazieren waren, bebte es. Ein Erbeben, dass sich durch ein tiefes vibrierendes Geräusch ankündigte und langsam näherte, bis es spürbar unter unseren Füßen wackelte. Ich hatte so etwas noch nie zuvor erlebt!
Und wie es scheint, soll dieser besondere Tag sogar noch ein weiteres bemerkenswertes Naturspektakel für uns bereit halten: Um 22 Uhr wird der Himmel mit Sternschnuppen bedeckt sein. Eine „Meteoritendusche“, wie sie sich das ganze Jahr nicht mehr wiederholen wird, na wenn das kein besonderer Tag gewesen sein soll?


San Marcos, 5.Januar 2008

Es ist halb acht in der Frühe. Ich sitze im Bett mit einem dicken Wollpulli. Die frühen Morgenstunden und Nächte sind jetzt kalt. Luna schnarcht neben mir auf dem Boden und Dauno gibt gerade seine Yogaklasse. Heute wird der Verkauf des Hauses schriftlich und rechtlich festgehalten. Wenigstens ein weiterer Haken auf unserer endlos erscheinenden „to do Liste“. Durch den Stromausfall waren wir etwas blockiert worden. Ich hoffe nur, dass wir nicht zu sehr ins Schleudern geraten werden. Einerseits brauchen wir nun endlich mal eine Bestätigung von der Airline, dass wir am Tag x mit Luna fliegen können – pro Flug kann jeweils nur ein Hund im Gepäckraum mitfliegen – um dann alles, was von diesem Datum abhängt, festmachen zu können – z.B. die Hotelbuchung für Antigua (auch keine Leichtigkeit eine Unterkunft für uns + Schäferhund zu finden). Und wenn alles mal etwas schwierig und überfordernd scheint, ermutigen wir uns gegenseitig mit folgendem Satz: „We can do it!“
Ganz einfach, oder?

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